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Freitag, 18. Mai 2012

Die Schlammspringer am Bang Pakon Fluss




Schlammspringer sind Fische, die überwiegend an Land leben. Wie bitte? Was ist denn mit denen los? Hat die der Hafer gestochen? Sind die total verrückt geworden?

Da geistig umnebelte Fische noch nicht von Psychiatern und Psychologen wissenschaftlich untersucht wurden, man kann sich mit ihnen ja schlecht unterhalten, geschweige denn therapieren, werden wir wohl nie erfahren, warum Schlammspringer bevorzugt an Land umherschweifen anstatt bequem im Wasser daher zu gleiten.

Lange Zeit lag der Verdacht nahe, dass es sich hier um eine evolutionäre Übergangsform vom Wasser- zum Landtier handele. Sozusagen eine Schöpfung des Devon-Zeitalters, als sich die Tiere auf den Weg vom Wasser aufs Land machten. Damit wären sie ein Überbleibsel aus uralten Zeiten, dem Devon vor 416 – 359 Millionen Jahren. Wassertiere halt, die es in ihrer Entwicklung über die Äonen nicht zum Wirbeltier geschafft hatten.

Ist es nicht eine faszinierende romantische Vorstellung, einer Spezies in die Augen zu schauen, die sich seit 400 Millionen Jahren nicht verändert hat? Quasi in einer Übergangsform der Erdgeschichte steckengeblieben ist? Ja, das ist faszinierend. Leider weiss man heute, dass dem nicht so ist.

Die Schlammspringer (englisch: mudskipper) sind nicht jünger oder älter als alle anderen Tierarten, die heute unseren Planeten bevölkern. Sie leben in einer Nische der Natur, die heutzutage äusserst gefährdet ist, den Mangrovenwäldern.

Ich musste 63 Jahre alt werden um diese Kreaturen in der Natur zum ersten mal bestaunen zu können. Und zwar unweit von Bangkok an der Küste des Golf of Siam und am Mündungsarm des Bang Pakon Flusses in der Provinz Chachoengsao, südöstlich von Bangkok. Weniger als eine Autostunde von der thailändischen Metropole entfernt.

An einem Wochenende im April 2012, kurz vor der Regenzeit, machten wir uns auf den Weg zum Baan Pla Loma (Delfin) Resort, unweit der Mündung des Bang Pakon Flusses in den Golf of Siam.



Die Anlage liegt im Mangrovenwald. Die Unterkünfte sind Boote auf dem Trockenen direkt am Wasser. Sehr zünftig aber mit allem Komfort.

Von der Bootsreling aus schaut man auf den schlammigen Mangrovenuntergrund hinunter. Dort wimmelt es nur so von Leben. Bei Ebbe wuseln Tausende von farbigen Krebsen auf dem Schlick.

Wenn man sich an die verwirrende Vielfalt gewöhnt hat, erspäht man plötzlich grosse Augen von Wesen, die Anstalten machen an Land zu robben. Fische mit ballonartig aufgeplusterten Backen, die munter herumkrabbeln, Löcher buddeln oder einfach nur still auf dem Schlick herumdösen. Eine faszinierende für mich bisher unbekannte Welt. 













Die Schlammspringer haben kein Problem auf dem Lande, solange es feucht ist. Sie haben nicht etwa Lungen sondern wie jeder Fisch Kiemen. Diese befinden sich in "Maultaschen", die sie an Land verschliessen, damit sie nicht austrocknen. Sauerstoff kann über die Haut oder in Körperbeuteln gespeichertem Wasser aufgenommen werden.

Dienstag, 14. Februar 2012

Thai Schüler- und Studentenuniformen

Standard Uniformen an der Thammasat Universität

In Thailand herrscht seit einigen Jahren Uniformpflicht an den Bildungsinstituten. Die Regeln für die Bekleidung an den verschiedenen Schulen und Universitäten sind recht einfach und überwiegend einheitlich.

Die Thammasat Universität in der Altstadt von Bangkok, ganz in der Nähe des Königspalastes, kann da durchaus als generelles Beispiel dienen.

Die Buben tragen lange dunkelblaue bis schwarze Hosen mit Gürtel und langärmelige weisse Hemden. Die Hemden sollten nicht lose über dem Hosenbund getragen werden, sondern sorgfältig in die Hose gesteckt sein. Die langen Ärmel hochzukrempeln, ist verpönt. Dazu schwarze Schuhe.

Die Mädels tragen knöchellange bis maximal knapp über dem Knie endende nicht zu enge Röcke mit Gürtel und weisse kurzärmelige Blusen, die ebenfalls nicht zu figurbetont sein sollten. Dazu ebenfalls schwarze Schuhe.

Obwohl das ungeschulte Auge sich ausserstande sieht, anhand dieser vereinheitlichten Uniformen die Zugehörigkeit zu den verschiedenen Universitäten zu erkennen, können das die Studenten sehr wohl. Der Unterschied liegt in den Gürtelschnallen, den Blusen- und Hemdenknöpfen und dem Pin, der über der linken oder rechten Brust getragen wird. Auf diesen befindet sich das individuelle Emblem der Universität oder des College.

Standarduniformen der Assumption Universität ganz in der Nähe des Oriental Hotels in Bangkok

Schon in der Primary School wird Wert auf Uniformen gelegt. Während sich die Schüler auch dort in der Regel ziemlich einheitlich kleiden, nämlich dunkelblaue oder andersfarbige Shorts und weisse Hemden für die Buben, sowie lange dunkelblaue Röcke und weisse Blusen für die Mädels, variieren die Uniformen besonders in den Privatschulen beträchtlich. 

Beispiel Rosary Schule neben der River City in Bangkok
  
Eine weitere, allerdings ungeschriebene, Regel besagt: je älter die Schülerinnen, je kürzer und enger die Röcke.

Trotz recht strikter Kleiderordnung, nehmen sich viele Schülerinnen und Studentinnen die Freiheit, es etwas schenkelfreier anzugehen.

  
Nebenbei wird dann der Gürtel Britney Spears mässig ziemlich tief auf der Hüfte und manchmal auch die Bluse über dem Rock getragen, besonders auf dem Nachhauseweg am Nachmittag.


Das die Röcke auch manchmal ein wenig kürzer als eigentlich erlaubt sind, sogar wegen Beinfreiheit der ungestümen und lebhaften jungen Frauen geschlitzt sind, ist doch verzeihlich oder? Im Grossen und Ganzen scheinen sich die Schüler und Studentinnen im Einklang mit den Sittenwächtern des Kultus- und Bildungsministeriums zu befinden. So möchte man zumindest annehmen.

Dem ist allerdings nicht so. Davon mehr im nächsten Beitrag.

Wird fortgesetzt...






Freitag, 10. Februar 2012

Sex am Valentins Tag

Schüler in Bangkok



Jugendliche wollen Sex

Wie jedes Jahr wollen Jugendliche zum Valentinstag am 14 Februar ihre Unschuld verlieren. Das teilte ein thailändisches Meinungsforschungsinstitut am 7. Februar mit.

Kulturwächter in Thailand werden wieder hellhörig werden, weil laut einer Umfrage der Universität der thailändischen Handelskammer immerhin 15,4% der jungen Liebenden im Alter zwischen 16 und 18 Jahren ihre Unschuld verlieren wollen und 12,5% der Altersgruppe 19 bis 22 Jahre sowie 16% der 23- bis 29-Jährigen mit dem Partner Sex haben wollen.

71,4% der unter 15-Jährigen haben anderes vor, 18,5% sind noch unentschlossen, 7,4% sind aber sicher, Sex haben zu wollen.

Das Seuchenschutzzentrum begann unterdessen mit der Kampagne 

„Sichere Liebe – Kondome können das" 

Ein Sprecher des Gesundheitsministeriums gab sich keinen Illusionen hin, denn er versuchte gar nicht, Jugendliche vom Sex abzuhalten. Sie könnten sehr wohl miteinander schlafen, meinte er, sollten aber ein Kondom benutzen.




Angst vor Sex: Polizeipatrouillen und Ausgangssperre

Die Polizei wird am Valentinstag verstärkt patrouillieren, um Minderjährige davon abzuhalten, sich bei vorehelichem Sex zu vergnügen.

Insbesondere hat die Polizei Jugendliche ins Visier genommen, die am 14. Februar ihre Unschuld verlieren wollen.

Unterhaltungsetablissements, Einkaufszentren, Kinos und Bowlingbahnen werden am Valentinstag verstärkt überwacht. Die Polizei wiederholte, dass es Jugendlichen unter 18 Jahre nicht gestattet ist, Nachtclubs und Bars zu betreten.

Weiterhin kündigte die Polizei an, Jugendliche unter 18 Jahren am Valentinstag nach 22 Uhr zu verhaften und den Eltern zu übergeben. Die Eltern sollten aber vorher schon darauf achten, dass die Sprösslinge bis 22 Uhr zu Hause sind.

Ferner wurden weibliche Jugendliche aufgefordert, keinesfalls sexy Kleidung zu tragen, damit sie nicht das Opfer von sexuellen Gewalttaten werden.

Fake Schüleruniform


Mit freundlicher Genehmigung vom Wochenblitz, der beliebten deutschen Wochenzeitung in Thailand.

Anmerkung: Am Abend des 14. Februars werden sich wie jedes Jahr unzählige Jugendliche und sich nach Liebe sehnende Erwachsene vor der "Trimurti" auf dem Central Word Plaza an der Ratchaprasong Kreuzung in Bangkok versammeln...



unzählige rote Rosen dort ablegen...




und der "Trimurti" das Versprechen abringen, dass es in dieser Nacht endlich zur ersten Nummer kommt, oder sich eine grosse Liebe erfüllt. Aus unerfindlichen Gründen haben die Thais die "Trimurti" zur Liebesgöttin erklärt. Dabei ist sie nichts anderes als die Verkörperung des hinduistischen Dreigestirns:

  • Brahma der Schöpfer
  • Vishnu der Erhalter
  • Shiva der Zerstörer



Aber solche komplizierten Einzelheiten haben die Thais noch nie interessiert.    

Freitag, 27. Januar 2012

Striptease vor dem Regierungssitz




Eine fast nackte Maniok-Farmerin demonstrierte am 26. Januar vor dem Regierungssitz in Bangkok, um gegen das Regierungsprogramm in Bezug auf die Maniokpreise zu protestieren. 

Die 40-Jährige aus Nakhon Ratchasima stellte sich vor den Regierungssitz und wollte zunächst eine Protestnote an die Regierung überreichen. Die Regierung bot den Farmern an, wegen der niedrigen Preise zwischen dem 1. Februar und dem 31. Mai pro Kilo Maniok 2,75 Baht Zuschuss zu gewähren. Die Maniokfarmer befürchten, dass die Händler jetzt noch niedrigere Preise bieten werden, weil sie genau wissen, dass die Farmer an diesem Programm teilnehmen müssen.



Die Farmerin überlegte es sich dann aber anders: Anstatt den Brief zu überreichen, zog sie sich aus. Die Nachrichtenagentur Tan berichtete, es sei „schwarze Spitzenunterwäsche“ zum Vorschein gekommen.Die Demonstrantin sprach dann mit Journalisten und übergab diesen den an die Regierung gerichteten Brief.

Mit freundlicher Genehmigung des Wochenblitz

Anmerkung: Die Maniok-Wurzel gehört neben Reis, Mais, Getreide und Kartoffel zu den Grundnahrungsmitteln. Man nennt sie auch die Kartoffel der Tropen. Sie wächst auf solchen Feldern...




Die Wurzel sieht so aus und dient gekocht als Beilage zu diversen Gerichten. Gerieben, geraspelt und getrocknet wird aus ihr Mehl hergestellt. Bei nicht fachgerechter Lagerung, d.h. zu feucht, bilden sie z.B. Blausäure, die beim Genuss zu ernsthaften Vergiftungen führen kann.   



Donnerstag, 26. Januar 2012

Chinesisches Neujahr zu Hause



Zu Hause

Das chinesische Neujahrsfest, von den Chinesen Frühjahrsfest genannt,  wird in Thailand natürlich auch zu Hause gefeiert. Selbst in Thai buddhistischen Kreisen, wie im Folgenden dargestellt. Denn Thais aller Couleur feiern gerne auch vermeintlich glücksbringende Feiertage der anderen Weltregionen. So hat sich das Weihnachtsfest neben dem westlichen Neujahr zu einem absoluten Schlager entwickelt. Der Verkauf von Tannenbäumen, echt oder künstlich, hat voriges Jahr zumindest in Bangkok alle Rekorde gebrochen. Man gibt sich westlich aufgeklärt.

Zum heimisch zelebrierten chinesischen Neujahrsfest gehört vornehmlich die symbolische Bewirtung von allem "Heiligen", dem man hier Respekt erweist. Da ist zunächst einmal der privat häusliche Buddhaschrein...


Und dann natürlich das obligatorische Geisterhäuschen.  Kein Grundstück in Thailand kann auf solch eine Einrichtung verzichten. Es sei denn, es befindet sich im Besitz von Moslems. Diese Geisterhäuschen erfüllen mehrfache Zwecke. Zunächst sind sie eine Respekterweisung für die Spirits des Landes, welches durch bauliche Massnahmen verändert wurde. Zweitens bietet es eine Heimstätte für die ehemals verstorbenen Seelen, die einmal dieses Land bewohnt haben.


Eine solche Bewirtung soll diese Spirits und die Verstorbenen in gute Laune versetzen, denn im Ärger können sie unberechenbar sein und allerlei Unheil anrichten. 

Und dann ist da noch die Zugabe. Die Steintischecke im Garten. Wir erinnern uns. So sah sie während der grossen Flut aus, kurz bevor sie total überflutet war. 


Zum chinesischen Neujahr bekam sie wieder Farbe mit buntem Obst und den geflüsterten Worten: "Welcome back on dry land" ...


Gegen Nachmittag, nach dem die Geister satt waren, haben wir geschmaust.  

Dienstag, 24. Januar 2012

Chinesische Neujahrsgans


Chinese New Year

Am 23.1.2012 feierte Bangkok, besonders in China Town in der Yaowarat Strasse, das chinesische Neujahrsfest. Wir schreiben nun das Jahr des Drachen. Ein unberechenbares Jahr. Der Drache ist zwar stark und intelligent, hat Durchsetzungsvermögen und erreicht meist seine Ziele. Er bleibt aber unbezähmbar in seinem Übermut und schlägt manchmal über die Stränge. Nicht immer zum Wohle der Menschheit. Der Hase, eigentlich Kaninchen, denn Hasen gibt es in Asien nicht, von vorigem Jahr hat für die nächsten 12 Jahre ausgedient. 

Schon vor zwei Wochen fiel mir eine Gans in einem Verschlag am Strassenrand in der Nachbarschaft auf, die leise vor sich hin meckerte, wenn man sich ihr näherte. Zufrieden schwamm sie in einer Badewanne in absolut frischem Wasser. Aha, da mästet wohl jemand seine Neujahrsgans im glasklaren Wasser um sie als gebratene Bio-Gans am Neujahrstag zunächst den Göttern und den chinesischen Vorfahren zu weihen und dann selbst im Familienkreise zu verspeisen, waren meine Gedanken.

Am 23.1.2012 habe ich mir das Treiben in China Town nicht entgehen lassen. Am Odeon Kreisel, der als Tor nach China Town durch eine Pforte im chinesischen Stil gekennzeichnet ist,  begann das festliche Treiben. Die Strassen waren für den Verkehr gesperrt. Normalerweise herrscht hier Verkehrsstau.


Die chinesische Glücksfarbe "rot" war vorherrschend. Sie steht laut chinesischer Tradition nicht im Konflikt mit unmoralischen Establishments, die sich bei uns in sog. Rotlichtvierteln versammeln, denn solche Viertel sind in China mit grünen Lampions gekennzeichnet. Also Grünlichtviertel. 


Die Vorbereitungen für den Besuch der Queen Sirikit und Prinzessin Sirindhorn liefen auf Hochtouren. Damen in weissen Uniformen mit drei Sternen auf den Schultern organisierten die Sitzordnung für die VIPs am Tor zur China Town.


Trotz riesigem Polizeiaufgebot war die Atmosphäre entspannt. Als normaler Sterblicher durfte man sogar auf den weissen Stühlen probesitzen. Man gab sich volksnah. Die Kamera durfte ungestört gezückt werden. 


Privat natürlich auch...



Die Polizei dein Freund und Helfer. Zwei Mädels im kleinen Schwarzen erkundigten sich nach dem Weg.


Am Eingang zur Yaowarat Strasse war der Teufel los. Die Leute schoben sich bei 41 C in der Sonne und 32 C im Schatten durch die Menge. 


Eine Band sorgte am frühen Nachmittag für Stimmung. Guter rockiger Thai-Pop. Gar nicht mal schlecht


Und was ist aus der Gans geworden? Hat sie heute am 24.1.2012, einen Tag nach Neujahr  ausgeplätschert? Mitnichten. Sie erfreut sich nach wie vor ihres Lebens.


Wie kommt's? Der Besitzer verriet mir, dass diese Gans sein geliebtes Haustier sei und nicht zum späteren Verspeisen in der Badewanne schwimme. Denn solange sie des Nachts ihren Dienst versähe, laut schnatternd in der Dunkelheit vor Dieben warne, solange würde sie es gut bei ihm haben inklusive Streicheleinheiten.

Ob das Herrchen jemals von den schnatternden Gänsen, die einst im Kapitol des alten Roms vor Feinden warnten, gehört hat? Nie und nimmer! Die Legende lebt global für immer in all ihren Fassetten, solange es Menschen und Gänse gibt...    

Samstag, 21. Januar 2012

Topless Casino in Bangkok


Skandal, Skandal!!!

Der Polizei in Bangkok kam über Internet-Kanäle zu Ohren und zu Gesicht, dass es da wohl ein illegales Casino in der Stadt, Bezirk Sai Mai, geben solle, in dem auch noch topless die Karten gemischt werden.

Um die Tragweite dieses Vorfalls einschätzen zu können, muss man wissen, dass Glücksspiele jeglicher Art - dazu gehören auch z.B. Domino und Kartenspielen, selbst wenn es nicht um Geld geht - in Thailand strikt per Gesetz verboten sind und mit Gefängnis bestraft werden. Wenn dann noch "topless" hinzu kommt - also Glücksspiel und Sex - ist einerseits die Empörung der thailändischen Moralwächter gross und andererseits besteht Verdacht auf Prostitution. Der Überdrüber. Dann muss die Exekutive mit aller Härte einschreiten.  

Letzteres war in diesem Fall nicht nötig, denn wie sich herausstellte, war dieses Casino nur temporär über Neujahr geöffnet und ist längst geschlossen. 

Überraschend ist in diesem Fall die Naivität der Täter. Die Fotos sind offensichtlich nicht mit versteckter Kamera entstanden. Gewöhnlich riskiert der Fotograf in solch illegalen Establishments sein Leben "at gun point", zumindest seine Gesundheit und ganz bestimmt seine Kamera.

Die Tageszeitung "Bangkok Post" berichtete ausführlich über diesen Fall.


Amazing Thailand!

Mittwoch, 18. Januar 2012

Teil 11 - Der Erawan Schrein einmal anders - Auferstehung


Der Erawan Schrein bei Nacht

Was bisher geschah......












Die Auferstehung

Ein Schild in Englisch, Chinesisch und Thai am geschlossenen Erawan Schrein verkündete:

"The Erawan Shrine is temporarily closed. We apologise for any inconvenience." 

Der Text suggerierte, dass es eine temporäre Angelegenheit sein würde. Wird Phra Phrom wieder auferstehen?

Surapon Jiamsuwan, Vice Präsident der Erawan Group Plc, kündigte an, dass seine Firma zusammen mit dem Ministerium für Kultur eine baldige Renovierung des Schreins inklusive Statue anstrebe. „Wir bitten um etwas Geduld.“

Brahmanen hielten ein Spezial-Ritual für den zerbrochenen Phra Phrom ab und segneten seine Überreste. Viele Angehörige des Kultusministeriums nahmen ebenfalls teil.

Bald darauf wurden die vier Seiten des Schreins mit Fotografien der Statue verkleidet und der Schrein wieder geöffnet.


Die Besucherzahlen hielten sich in Grenzen.

Aus den Reihen Buddhistischer Gelehrter kamen die ersten Kritiken. Was solle dieser Firlefanz eigentlich? Das sei doch lediglich eine Figur. Sie gehöre zwar zur thailändischen Kultur und Tradition und sei Bestandteil des sozialen Lebens, aber  was sich hier abspiele, sei nur etwas für schlichte, verführte und gefährdete Gemüter. Vergleichbar mit der Märchenstunde für kleine Kinder, die noch nicht richtig laufen können. Dieser Hokuspokus um die Statue ließe sich nicht mit der buddhistischen Lehre vereinbaren.

Der Auftrag für eine neue Phra Phrom Statue ging wie erwartet an das Fine Arts Department. Stabiler sollte sie sein, aber äußerlich eine genaue Kopie der Alten. Bruchstücke des Originals sollten mitverwendet werden um den ursprünglichen Spirit aufrecht zu erhalten.

Nach genau zwei Monaten war sie fertig. Neun verschiedene Metalle bildeten ihren Körper. Darunter Gold, Silber und Bronze. Diese spezielle Legierung wird „lawaloha“ genannt. Eine weitere Kopie fand ihren Platz im Nationalmuseum. Man kann ja nie wissen.

Die Thao Maha Phrom Statue, wie sie offiziell genannt wird, verließ am 21. Mai genau um 7:29 Uhr morgens in einer feierlichen Prozession das Fine Arts Department. Löwentänzer und Trommler begleiteten sie zunächst zum City Pillar Schrein. Von dort ging es zum Tempel des Emerald Buddhas und danach zur Brahman Church of Bangkok, wo sie mit heiligem Wasser gesegnet wurde.

Die Statue wurde auf einem Kleinlaster transportiert.

Viele Zuschauer notierten sich die Autonummer des Transportfahrzeuges für die nächste Lotterie. Im Schritttempo ging’s dann weiter bis zur Ratchaprasong Kreuzung. Brahmanen in weiß und mit den typischen Spitzkegelhüten sowie besagte Löwentänzer und Trommler begleiteten die Prozession. Die Strassen waren für den Verkehr gesperrt. Viele Zuschauer säumten den Weg und begaben sich mit der Statue Richtung Bestimmungsort. 



Um 11 Uhr morgens erreichte die Prozession den Erawan Schrein. Die Statue wurde abgeladen und zu Fuß die letzten paar Meter zum Schrein getragen. Premier Thaksin, der stellvertretende Minister für Kultur Surakiart Sathirathai und der Oberbürgermeister Apirak Kosayodhin warteten schon.

Thaksin ließ es sich nicht nehmen, Phra Phrom noch vor dem „check in“ in den Schrein seine Wünsche zu offenbaren. Um genau 11:29 Uhr wurde die Figur auf ihren angestammten Platz gesetzt. Die Zeit, zu der die Sonne genau senkrecht über dem Schrein stand.


Thaksins Stern war bereits dem Untergang geweiht. Die für ihn siegreiche Parlamentswahl vom 2. April 2006 wurde schließlich im Juni annulliert, da die größte Oppositionspartei, die Democrat Party und zwei andere, sich gar nicht erst an der Wahl beteiligt hatten und das Gericht Unregelmäßigkeiten in den Wahllokalen feststellte. Die Art und Weise der Aufstellung der Wahlurnen hätte die Privatsphäre der Wähler nicht garantiert.

Am 19. September 2006 ging für Thaksin endgültig das Licht aus. Das Militär putschte auf überraschend friedliche Art und Weise gegen ihn und setzte einen Militärrat als Übergangsregierung ein.

Selbst die Tageszeitung „The Nation“ konnte sich nicht verkneifen, legendenhaft über den 21. Mai, 2006 zu berichten. Genau um 11:29 Uhr, der Uhrzeit der Wiederaufstellung Phra Phroms sei ein Wolkenbruch schlagartig niedergegangen. Dabei war der Tag sowieso verregnet.

Das Fernsehen war ununterbrochen live dabei.



Phra Phrom war wieder auferstanden. Ein Freudentag. Und sah er nicht sogar besser aus als vorher? Der Erawan Schrein war bevölkert, wie sonst nie zuvor. Viele Zuschauer versammelten sich auf dem Skywalk gleich unter dem Skytrain.



Was für eine Karriere.

Vom Alibischrein für das Versagen der Bauherren des alten Erawan Hotels zum Hausschrein des ersten Hotels in Bangkok mit internationalem Standard. 

Vom Hausschrein des ersten Hotels in Bangkok mit internationalem Standard zum wunscherfüllenden Symbol für abergläubische Leute.

Vom wunscherfüllenden Symbol für abergläubische Leute zur Touristenattraktion.

Von der Touristenattraktion zur Muss-Foto-Lokation für die Prominenz aus Showgeschäft und Politik.

Von der Muss-Foto-Lokation für die Prominenz aus Showgeschäft und Politik zur politischen Instanz.

Von der politischen Instanz zum bösen Omen. Thailand ist seitdem nicht mehr zur Ruhe gekommen. Die Gesellschaft ist tief gespalten. In den vergangenen Jahren gab es viele Tote bei politischen Unruhen. Gebäude in Bangkok standen in Flammen.

Wer wagt es da noch zu bezweifeln, dass Phra Phrom Macht hat - Macht über das Schicksal einer ganzen Nation.

Nur einer blieb und bleibt von alldem unberührt. König Bhumibol, Rama IX, der Stellvertreter von Lord Vishnu, dem Beschützer und Erhalter, auf Erden und unter dem besonderen Schutz von Lord Indra, dem wirklichen Bezwinger und Herrn von Erawan, dem legendären Elefanten. Phra Phrom. Wer ist das schon? Nichts weiter als ein Spielzeug und Hirngespinst seiner kindlichen Untertanen.

Stadtwappen Bangkoks
Ende      

Mittwoch, 11. Januar 2012

Teil 10 - Der Erawan Schrein einmal anders - The Day After




Was bisher geschah......














The day after


Der Schock saß tief. Besonders die Furcht vor den noch unbekannten Folgen führte zu Unsicherheiten in der Bevölkerung. Phra Phrom zerstört. Der Schrein schamvoll mit einem weissen Tuch verhangen und aussen von bewaffneten Soldaten bewacht.

Werden nun alle guten Geister Bangkok verlassen?

Die Girlandenhändler an der Thanon Ploenchit bangten um ihre Existenz. Sie sind der übriggebliebene harte Kern von unzähligen, die sich dort und entlang der Thanon Ratchadamri einmal niedergelassen hatten. Die BMA, Bangkok Metropoliten Administration, oder Stadtverwaltung, musste einschreiten und dem Wildwuchs ein Ende setzen. Heute ist die Zahl der Verkaufsstände auf etwa 20 beschränkt. Die offizielle Monatspacht ist sehr gering und eher ein symbolischer Beitrag.



Der Verdienst ist enorm, muss aber vermutlich mit einer „Studentenblumen-Mafia“ geteilt werden. Studentenblumen (Tagetes Patula) mit strahlend gelben bis orangen Blüten. Sie sind hart im nehmen und welken nicht gleich, wenn man sie von ihren Stängeln trennt und zu Girlanden verarbeitet.



Die Tourismusindustrie befürchtete Stornierungen, besonders aus Taiwan, Hongkong und Singapur. Von dort kamen finanzstarke Gäste mit einem besonderen Faible für den Erawan Schrein. Manche kamen sogar nur wegen ihm nach Bangkok.  

Viele Bangkoker fragten sich: reichen unsere jetzigen Probleme eigentlich immer noch nicht aus? Die Gesellschaft ist tief gespalten. Unser Premier verkauft die Kronjuwelen Thailands, das Firmen Konglomerat Shin Corporation, für fast zwei Milliarden US Dollar an Singapur. Schon wieder sind Neuwahlen ausgeschrieben, obwohl die letzte offizielle Wahl erst im Vorjahr stattgefunden hatte. Alles wird teurer. Bomben explodieren in der Hauptstadt. Im Süden des Landes eskaliert die Gewalt und Menschen werden abgeschlachtet. Und jetzt das! Was wird als nächstes passieren?

Astrologen stimmten überwiegend das Lied der Versöhnung an. Die Zerstörung Phra Phroms sollte als Anlass für Verhandlungen zwischen den zerstrittenen Parteien genommen werden. Sonst würde noch schlimmeres geschehen. Pinyo Pongcharoen sagte es mit leicht verständlichen Worten:

Dies ist eine Aufforderung an alle Parteien zu verhandeln. Phra Phrom, Lord Brahma, hat vier Gesichter, genauso wie unser Land im Augenblick vier Blöcke hat.


·      Die Regierung
·      Die Oppositionsparteien
·      Die PAD
·      Die Arme-Leute Demonstranten

Diese vier Gruppen sollten sich einander zuwenden und alle Probleme des Landes würden sich in Luft auflösen.


Ein anderer Astrologe erwähnte eine alte Prophezeiung, die voraussage, dass 224 Jahre nach der Gründung Bangkoks als Königsstadt (1782) Unheil über das Land kommen werde. Jetzt, im Jahre 2006, war es so weit.

Einige wenige unter den Astrologen sahen in Phra Phroms Hinscheiden ein Blutopfer. Demnach hätte er sich geopfert um den Weg für bessere Zeiten freizumachen. Halleluja.

Vertreter der verschiedenen politischen Richtungen zeigten mit dem Finger auf den Gegner. Besonders in eine Richtung und mit dem Hinweis: Thaksin muss weg.

Die Formulierung „Bad Omen“ bestimmte die Schlagzeilen der Presse.

Aber was machte der Premier Thaksin, dessen politisches Ende schon damals im März 2006 absehbar war? Kurz vor der Zerstörung Phra Phroms nahm er in Surin an einem uralten hinduistischen Elefanten-Ritual teil, welches dort seit Khmer-Zeiten zelebriert wird. Überhaupt, die vorangegangenen Monate in Thaksins politischem Leben waren von unzähligen Teilnahmen an Brahmanischen Ritualen und Treffen mit Astrologen gekennzeichnet. Inzwischen hatte sich herumgesprochen, dass seine oft plötzlich anberaumten Birma-Besuche auch und ganz besonders einem berühmten Astrologen dienten. Sein Name: E Thi, im Volksmund ET ("i ti" ausgesprochen) genannt.

Besonders Thaksin war wohl tief betroffen, obwohl er es sich nicht anmerken ließ. Zwei Tage nach der Zerstörung Phram Phroms, am 23. März 2006, erwies er der Stätte seinen Respekt.

Thaksin Shinawatra am zerstörten Schrein. Die Umhüllung mit einem weissen Tuch war inzwischen Sichtblenden mit dem Motiv Phra Phroms gewichen,

Aber es nützte nichts. Schon zwei Wochen später, ab dem 5. April 2006, traute Thaksin sich nicht mehr in das „Government House“. Es wurde von seinen Gegnern, der PAD, belagert. Khun Prem, Sprecher und Vorsitzender des „Privy Councils“, des Kronrates, sah sich genötigt in einem öffentlichen Statement zu versichern, dass Thaksin immer noch in Amt und Würden sei. Er sähe sich allerdings gerade nach einem neuen Büro um. Sehr witzig.

Die politische Lage in Thailand war so unübersichtlich, unberechenbar und instabil, wie schon lange nicht mehr. Was würde als nächstes geschehen?

Phra Phrom, Phra Phrom, Phra Phrom, stehe uns bei. Warum hast du uns verlassen?

Die Regierung reagierte schnell auf die Nöte des Volkes. Schon einen Tag nach der Zerstörung ließ sie verlauten, dass Phra Phrom auferstehen wird. Wie es sich halt für einen Schöpfer gehört. 

Da das Gelände des Schreins vorläufig geschlossen war, beteten die Leute draussen vor dem Eingang.



Fortsetzung folgt...