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Freitag, 18. Mai 2012

Die Schlammspringer am Bang Pakon Fluss




Schlammspringer sind Fische, die überwiegend an Land leben. Wie bitte? Was ist denn mit denen los? Hat die der Hafer gestochen? Sind die total verrückt geworden?

Da geistig umnebelte Fische noch nicht von Psychiatern und Psychologen wissenschaftlich untersucht wurden, man kann sich mit ihnen ja schlecht unterhalten, geschweige denn therapieren, werden wir wohl nie erfahren, warum Schlammspringer bevorzugt an Land umherschweifen anstatt bequem im Wasser daher zu gleiten.

Lange Zeit lag der Verdacht nahe, dass es sich hier um eine evolutionäre Übergangsform vom Wasser- zum Landtier handele. Sozusagen eine Schöpfung des Devon-Zeitalters, als sich die Tiere auf den Weg vom Wasser aufs Land machten. Damit wären sie ein Überbleibsel aus uralten Zeiten, dem Devon vor 416 – 359 Millionen Jahren. Wassertiere halt, die es in ihrer Entwicklung über die Äonen nicht zum Wirbeltier geschafft hatten.

Ist es nicht eine faszinierende romantische Vorstellung, einer Spezies in die Augen zu schauen, die sich seit 400 Millionen Jahren nicht verändert hat? Quasi in einer Übergangsform der Erdgeschichte steckengeblieben ist? Ja, das ist faszinierend. Leider weiss man heute, dass dem nicht so ist.

Die Schlammspringer (englisch: mudskipper) sind nicht jünger oder älter als alle anderen Tierarten, die heute unseren Planeten bevölkern. Sie leben in einer Nische der Natur, die heutzutage äusserst gefährdet ist, den Mangrovenwäldern.

Ich musste 63 Jahre alt werden um diese Kreaturen in der Natur zum ersten mal bestaunen zu können. Und zwar unweit von Bangkok an der Küste des Golf of Siam und am Mündungsarm des Bang Pakon Flusses in der Provinz Chachoengsao, südöstlich von Bangkok. Weniger als eine Autostunde von der thailändischen Metropole entfernt.

An einem Wochenende im April 2012, kurz vor der Regenzeit, machten wir uns auf den Weg zum Baan Pla Loma (Delfin) Resort, unweit der Mündung des Bang Pakon Flusses in den Golf of Siam.



Die Anlage liegt im Mangrovenwald. Die Unterkünfte sind Boote auf dem Trockenen direkt am Wasser. Sehr zünftig aber mit allem Komfort.

Von der Bootsreling aus schaut man auf den schlammigen Mangrovenuntergrund hinunter. Dort wimmelt es nur so von Leben. Bei Ebbe wuseln Tausende von farbigen Krebsen auf dem Schlick.

Wenn man sich an die verwirrende Vielfalt gewöhnt hat, erspäht man plötzlich grosse Augen von Wesen, die Anstalten machen an Land zu robben. Fische mit ballonartig aufgeplusterten Backen, die munter herumkrabbeln, Löcher buddeln oder einfach nur still auf dem Schlick herumdösen. Eine faszinierende für mich bisher unbekannte Welt. 













Die Schlammspringer haben kein Problem auf dem Lande, solange es feucht ist. Sie haben nicht etwa Lungen sondern wie jeder Fisch Kiemen. Diese befinden sich in "Maultaschen", die sie an Land verschliessen, damit sie nicht austrocknen. Sauerstoff kann über die Haut oder in Körperbeuteln gespeichertem Wasser aufgenommen werden.