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Sonntag, 24. April 2011

Dumme Gedanken revisited again

...und dann kam das Internet, mit den unzähligen Foren, in denen man sich anonym schriftlich austoben konnte. Jeder nach seiner Fasson. Man begegnete Worten von Leuten, die man privat nie und nimmer zu seinem Bekanntenkreis gezählt hätte, man begegnete Worten von Leuten, die man man schätzen lernte und denen man ansonsten nie im Leben begegnet wäre.

Man begegnete ständig mit sich Selbstbeschäftigten mit ihren Befindlichkeiten, die niemand anderen interessierten.  Den Extrovertierten mit ihren Meinungen, die gefälligst von globalem Interesse sein könnten. Who else cares. Völlig unwichtig!

Und, tja, leider, den Stalkern und noch Schlimmeren. Süsse Worte mit nur einem Hintergedanken: "Komm in meine Hütte. Ich versteh dich, liebes kleines süsses Mädel", mit ungeahnten Konsequenzen.

Was war passiert? Die Inflation des auf der Tastatur geschriebenen Wortes übernahm die Diktatur. Google ersetzte das Stöbern in einem Buchladen. Der Geruch des Papiers wurde ersetzt durch undefinierbare Düfte der erhitzten CPU im heimischen Rechner mit verschmierter Tastatur und Maus.

Jeder glaubte plötzlich, dass seine Worte von Wichtigkeit sind, nur weil sie potentiell von Millionen von Landsmännern gelesen werden können.

Nur der Widerstandsfähige und Mitglied des Vereins des wertvollen geschriebenes Wortes nahm noch selektiv ein Buch zur Hand und trennte die Spreu vom Weizen.

Eine Besinnung auf die Wurzeln hilft da kolossal. Und wie man sich täuschen kann, wissen wir, in den Sechzigern des vorigen Jahrhunderts pubertätsmässig aufgewachsenen, ganz besonders gut. Die Zeit, während der wir "Langhaarigen" noch unter uns waren, uns sicher waren, dass eine lange Mähne Gleichgesinntheit versprach, war nur von kurzer Dauer. Zu viele sprangen auf den gleichen Zug auf. Alles, was zählte, war den Weibern zu gefallen. Dieser Drang überschrieb alle menschliche oder politische Einstellung ohne jeglichen Tiefgang.

Wer heutzutage in einem Forum nach "Geschriebenem" sucht, ist getrieben von der Hoffnung, etwas sinnvolles für sich selber zu finden. Dabei muss er sich durch so viel geschriebenen Unrat kämpfen, dass er selbst anfängt zu stinken. Die einzige Konsequenz ist Abstinenz.  

"Wer schreibt, macht keine Dummheiten."

Mein Opa ist ein Fossil aus heutiger Sicht, aber ich weigere mich immer noch, seine Worte anzuzweifeln.

Vielleicht hat er mit "Schreiben" etwas ganz anderes gemeint.
      

 

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