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Freitag, 22. Juli 2011

Teil 7 - Der Erawan Schrein einmal anders - Nackttanz für Phra Phrom


Der Erawan Schrein 1963

Im Hintergrund das alte Erawan Hotel bevor es im Jahre 1987 abgerissen und 1991 durch das Grand Hyatt Erawan ersetzt wurde.

Offensichtlich hatte der Erawan Schrein 1963, sieben Jahre nach seiner Errichtung, seine Schuldigkeit längst getan. Phra Phrom hatte das ungünstige Datum der Grundsteinlegung mehr als ausgeglichen. Das Hotel lief trotz der ursprünglichen Bedenken recht gut. Bangkok wurde beliebter Tagungsort für internationale Konferenzen. SEATO, UNICEF, WHO, ICAO, FAO und UNTAB eröffneten Büros in der Stadt. Interessanterweise war es das Gaysorn, welches 1962 ein erstes Kaufhaus an der Ratchaprasong Kreuzung eröffnete. Allerdings ohne Luxusartikel, so wie wir sie von heute kennen.

Die Einheimischen nahmen davon kaum Notiz. Vermutlich war Phra Phrom für sie lediglich ein Patron der Geschäfte der Polizei Generäle und der Militärregierung. Die ehemaligen Bauarbeiter trugen auch nichts zur Legendenbildung bei. Die waren sicherlich froh, dem Stress der Fertigstellung des Erawan Hotels endlich entronnen zu sein. Für mindestens sieben Jahre fand der Schrein keine öffentliche Beachtung, die  über seine Bedeutung als Patron des Hotels hinaus ging.




1965 sah es schon etwas anders aus. Der Schrein ist mit Blumengirlanden geschmückt. Es sind aber keine Leute in seiner unmittelbaren Umgebung zu erkennen. Er ist noch nicht von der Strasse her zugänglich. Falls dieses Foto kurz nach einem Jahrestag, dem 9. November, entstanden sein sollte, wäre der noch spärliche Girlandenschmuck leicht zu erklären.
 
Das Erawan Hotel und das Gaysorn Kaufhaus waren die Pioniere dieses Viertels an der Ratchaprasong Kreuzung, welches in den Siebzigern und Achtzigern einen ungeahnten Aufschwung erlebte. Heute ist es DAS Shopping Zentrum Bangkoks überhaupt. Das Paragon und das CentralWorld sind die herausragensten Vertreter.

Ist es das, was der Erawan Schrein nach vielen Jahren plötzlich in den Augen der Leute symbolisierte? Fortschritt, Wohlstand und Konsum? War es vielleicht der Wunsch, an all diesen Errungenschaften teilzunehmen? Sah man in dem derzeit einzigen göttlichen Schrein an der Ratchaprasong Kreuzung auf einmal einen Garant, der diese Gunst gewähren konnte? Und musste zur Untermauerung dieser gnädigen Fähigkeiten nicht eine Legende im Nachhinein gestrickt werden?

Vielleicht. Vielleicht auch nicht. Fest steht nur, dass dieser Schrein lange Zeit überhaupt keine Beachtung fand und erst ab Mitte der 60er Jahre in das öffentliche Bewusstsein drang, viele Jahre nach seiner Einweihung. Und das genau zu jener Zeit, als der erste Bangkok Boom die Herzen aller höher schlagen ließ.

Es wird berichtet, dass während der Zeit des ersten Aufschwungs Bangkoks in die Moderne eine Dame vor Phra Phrom auf ihre Knie ging, eine Kerze und Räucherstäbchen anzündete und Blumengirlanden spendete. Dabei äußerte sie ihren innersten Wunsch. Phra Phrom möge doch bitte so gütig sein und ihr beim Erlangen einer hochdotierten Position in einer Firma behilflich zu sein. Falls ihr Wunsch wahr würde, käme sie in der darauffolgenden Vollmondnacht zurück um nackt für Phra Phrom zu tanzen.

Der Traum der Dame wurde wahr und sie wusste, dass sie ihr Versprechen einhalten musste. Das Hotel ließ Sichtblenden um den Schrein errichten und in besagter Vollmondnacht kam es zu einem Stelldichein zwischen der dankbaren und nun nackten Dame und Phra Phrom.

Manch Außenstehendem mag dieser Tanz in einem offiziell prüden und erzkonservativen Land völlig unangebracht vorkommen. Wer aber weiß, dass die Hindu-Götter sich gerne die Ewigkeiten von halb bis ganz nackten Tänzerinnen versüßen lassen, wundert sich nicht. Die göttlichen Nymphen, genannt Apsara, sind ein integraler Bestandteil des Hindu-Parthenons, der auch von den buddhistischen Thais in unzähligen Legenden übernommen wurde.      



Man findet diese Apsara besonders als Relief an alten Khmer-Tempeln oder als freistehende Figur, meist in doppelter Ausführung, in freizeitlichen oder touristischen Anlagen in Thailand. Die Dame hat sich demnach nach Erfüllung ihres Wunsches als göttliche Nymphe zur Erbauung Phra Phroms präsentiert. Das zeigt, wie wohl überlegt ihr Versprechen war. Was mehr kann man als Frau und Mensch einem Gott bieten, der ansonsten schon alles hat?



Die Tageszeitungen berichteten enthusiastisch über diesen Vorfall. Die Nachricht über Phra Phrom, der Wünsche erfüllt, verbreitete sich in Windeseile. Es gab Nachahmer. Die Stadtverwaltung sah sich genötigt, ein Nackttanzverbot auszusprechen. Um den Erawan Schrein jedoch war es geschehen. Er wurde über Nacht berühmt und eine erste Grundregel etablierte sich, nämlich mit seinen Wünschen ein Versprechen zu verbinden, ein Tanz für Phra Phrom.

Da Nackttanzen verboten wurde, sehen wir heute die sorgfältig geschminkten und in Sukhothai-Tradition gekleideten Frauen zu traditioneller Musik für einen Obolus tanzen, wenn jemand nach erfülltem Wunsch sein Versprechen einlöst.

Auf Grund des Namens des Schreines, Erawan der dreiköpfige Elefant, werden zusätzlich besonders Holzelefanten in jeder Größe gestiftet.            

Es gab aber noch andere Faktoren, die zur Berühmtheit des Erawan Schreines beitrugen. 1960 wurde die “Tourism Organization of Thailand“, kurz TOT, gegründet. Später TAT genannt, “Tourism Authority of Thailand”. Lt-General Chalermchai Charuvastr war ihr erster Direktor. Chalermchai gehörte ebenfalls dem Board of Directors der Firma: Thai United Hotel and Tourism Co. Ltd an. Dieser staatlichen Firma, die das Erawan Hotel baute.

Er begegnet uns noch einmal, nämlich als derjenige, der 1969 anregte, eine Erawan Schrein Stiftung zu gründen. Die Spenden überstiegen inzwischen den Betrag, der notwendig war, den Schrein in Ordnung zu halten. Bald darauf übernahm er den Vorsitz auch in dieser Einrichtung.

Die wichtigsten Eckdaten sind wie folgt:

1956 Einweihung des Erawan Schreins
1960 Gründung der “Tourism Organization of Thailand“, später TAT genannt
196x Nackttanz irgendwann in den sechsziger oder siebziger Jahren
1969 Gründung der Erawan Schrein Stiftung
 
13 Jahre Entwicklung hin zur mittlerweile weltweit bekannten Attraktion. Und immer dabei ein Name: Lt-General Chalermchai Charuvastr, Gründungsmitglied der Firma für den Bau des Erawan Hotels, Gründungsvater der TAT, also der Tourismus-Industrie in Thailand und Gründer der Erawan Schrein Stiftung. Der Mann verstand sein Handwerk.

Die Geschichte des Erawan Schreins lässt sich auf viele Art und Weisen erzählen. Dieser Beitrag ist eher auf der faktischen Seite. Jeder möge sich seine eigene Meinung bilden. Und wer die Legende vorzieht, darf weiterhin fröhlich daran glauben.

Noch einmal sollten Sichtblenden und weiße Tücher den Schrein vor Blicken schützen. Zunächst in seiner Gesamtheit, dann nur den Blick in den Schrein hinein verhindernd. Aber nicht wegen einer Sondergenehmigung für Nackttanzen, sondern auf Grund einer Katastrophe die Phra Phrom wenige Monate vor seinem 50. Geburtstag im Jahre 2006 heimsuchte... 

Fortsetzung folgt...

Montag, 13. Juni 2011

Teil 6 - Der Erawan Schrein einmal anders - Der Patron des Erawan Hotels




Der Patron des Erawan Hotels

In Thailand ist es üblich, wichtige Eckdaten des Lebens durch einen Astrologen festzulegen zu lassen, einfach um sicherzustellen, dass die Zukunft unter einem guten Stern steht. Das gilt für Hochzeitstermine, Hauseinweihungen, Eröffnung eines Geschäftunternehmens oder anderes Neuland, was eine einschneidende Wende und einen neuen Beginn mit vielleicht einem gewissen Risiko beinhaltet.

Ein guter Wahrsager oder Astrologe erkundigt sich immer zunächst einmal über die Zusammenhänge, bevor er eine Empfehlung abgibt.  Dazu gehört das Geburtsdatum seiner Klienten, wenn möglich auch die Uhrzeit, und im Falle einer Hauseinweihung das Datum der Grundsteinlegung.

Als Konteradmiral Luang Suwicharnpat erfuhr, wann der offizielle Baubeginn des Erwawan Hotels stattgefunden hatte, schlug er zum Schock vieler die Hände über dem Kopf zusammen. Unglücklicher hätte der nicht gewählt sein können. Das konnte einfach nicht gut gehen. Kein Wunder, das alles schief ging. 

Was die einen schockte, war für die anderen die gute Nachricht. Mit einem Schlag waren alle Verantwortlichen aus dem Schneider. Unprofessionalität oder menschliches Versagen schieden mit einem Male aus. Gegen höhere Gewalt war kein Kraut gewachsen.

Aber was tun? Die Antwort war Besänftigung der höheren Wesen, Wiedergutmachung und ein äußeres Zeichen der Demut. Für alle sichtbar sollte das Erawan Hotel einen Patron der besonderen Art erhalten. Einen Schrein mit einer Gottheit, die schon fast in Vergessenheit geraten war. Lord Brahma, der Schöpfer des Universums. Er hatte einst Lord Buddha zusammen mit Lord Vishnu, dem Erhalter, in den Himmel begleitet, damit Buddha seiner Mutter von seiner Erleuchtung berichten konnte. Im hinduistischen Indien gibt es nur noch ganz wenige Brahma-Tempel. Man sagt nur zwei. Vishnu der Erhalter und Shiva der Zerstörer regieren die Welt. Die Schöpfung ist unwichtig geworden.

Der Auftrag für die Statue ging an das „Fine Arts Department“, eine Organisation in Thailand, die einen gewissen Standard für die Darstellung religiöser Symbole vorgibt. Der Künstler Jitr Pimowit übernahm den Entwurf und die Herstellung aus Hartgips, welche mit Gold überzogen wurde. Juerawee Chomsewee und M.L. Poom Malakoon entwarfen den Schrein. Am 9. November 1956 (B.E. 2499) fand die feierliche von Brahmanischen Priestern geleitete Einweihung statt. Ihrer wird bis heute als Jahrestag gedacht. Dann ist am heiligen Erawan Schrein die Hölle los.

Der Legende nach wurde der Bau des Hotels von da an reibungslos und rechtzeitig vollendet.

Wann fand denn dann genau die Einweihung des Erawan Hotels statt? Schweigen. Wie viel Zeit verging eigentlich zwischen der Aufstellung des Erawan Schreins und der Fertigstellung des Hotels? Schweigen. Nur ein einziges Datum ist überliefert. Nämlich der 9. November 1956, Einweihung des Erawan Schreins. Da 1956 auch als Jahr der Eröffnung des Erawan Hotels genannt wird, kann es mit der Zeit, ab der alles schön reibungslos verlief, nicht lange hingewesen sein. Maximal ein paar Wochen. Das Hotel war so gut wie fertig. Welch ein Wunder?


Quelle: Erawan Hotel Broschüre

Das Bild, welches mich unter anderem zu meiner Recherche: „Der Erawan Schrein...einmal anders“ angeregt hat. Das Bild ist aus dem Jahre 1963. Der Erawan Schrein, einsam und verlassen, sieben Jahre nach seiner Einweihung, lediglich gepflegt von den Hotelangestellten. Hatte die Legende Spätzündung oder ist sie gar ein Marketing Trick?

Fortsetzung folgt...
         

Freitag, 10. Juni 2011

Teil 5 - Der Erawan Schrein einmal anders - The Untold Story



Der Bau des Erawan Hotels

Es wurden Stimmen laut, die den Standort nicht gerade als glücklich gewählt betrachteten.

Zum einen war und ist es königlicher Grund und Boden. Ein völlig untraditionelles Gebäude im modernen westlichen Stil auf diesem Stück Land? Unmöglich!

In Bangkok verehrte Bäume mussten gefällt werden. Der in dieser Gegend einst weitverbreitete „Rain Tree“, Samanea Saman, spendete überall wohltuenden  Schatten.


Der früher in Bangkok weitverbreitete "rain tree"



Zu guter Letzt, und wohl das wichtigste Gegenargument aus Thaisicht, wurden einst zum Tode Verurteilte an diesem Ort öffentlich hingerichtet. Deren herumirrende Geister hatten sicherlich nichts Gutes im Sinn.

Fast das gesamte Baumaterial und besonders die Inneneinrichtungen mussten von Übersee eingeführt werden. Genauso wie zu Rama V Zeiten (1868 – 1910), als in der damaligen Innenstadt Bangkoks hochherrschaftliche staatliche Gebäude und Paläste, entworfen von europäischen Architekten, hochgezogen wurden. Jetzt im Jahre 1953 war das immer noch eine logistische Herausforderung.

Als Chef-Bauleiter wurde der Polizei Major General M.L. Jare Suthat ernannt. Heerscharen von Bauarbeitern wurden angeheuert. Zum Teil rekrutierten sie sich aus der Lan Chang Gemeinde gleich in der Nähe sowie der Muslimgemeinde rund um das heutige Jim Thompson Haus herum. Auch sie kamen als Kriegsgefangene, allerdings aus Kambodscha, hier an den Klong Saen Saep. Weitere Trupps aus dem Isan kamen hinzu. Das bunte Gemisch auf den Baustellen sieht heute nicht anders aus.

Je weiter der Bau voranschritt um so offensichtlicher wurden die Probleme. Die Technologie und der geforderte Qualitätsstandard für das Konferenzhotel waren diesen Wander- und Gelegenheitsarbeitern völlig unbekannt. Das große Wurschteln begann. Sozusagen: „learning by doing“ mit allen dazugehörigen Fehlschlägen. Ständig mussten Schlampereien ausgebügelt werden.

Eine Schiffsladung mit italienischem Marmor kam nie an, anderes Material verschwand in dunklen Kanälen. Der Konferenztermin rückte immer näher. Der Druck auf die Bauarbeiter wuchs, da vermutlich Tag und Nacht gearbeitet wurde. Unfälle häuften sich, einige verliefen tödlich. Es darf aber davon ausgegangen werden, dass diese sich im normalen Rahmen bewegten. Selbst 2004/2005 beim Bau des Paragon an der Rama I Road, gleich an der Siam BTS Station, gab es Tote und viele Verletzte. Die wirkliche Zahl der Opfer und deren Namen fanden nie den Weg in die Medien. Nicht erwähnenswert. Damit muss man rechnen, so die Einstellung der Einheimischen.

Die militärisch hochrangigen Herren Direktoren sorgten für den nötigen Druck von oben. Manch professioneller Bauleiter aus dem Ausland mag im Angesicht der "Baukunst" dieser ungelernten Arbeiter kurz vor dem Nervenzusammenbruch gestanden haben. Wer jemals in Thailand einen Hausbau mit europäischen Ansprüchen finanziert und beaufsichtigt hat, kann sicherlich mitfühlen. 

Der Stress nahm überhand, zuviel ging schief, und im Jahr 1956, dem Jahr der UNO Konferenz, streikte ein Grossteil der Arbeiter. Der legendenhaft überlieferte Grund für den Streik war der Aberglaube der Bauarbeiter vom Lande, die davon überzeugt gewesen seien, dass böse Geister ihre Finger im Spiel hätten. 


Vermutlich steckt darin sogar ein Teil der Wahrheit. Es ist aber nicht abwegig anzunehmen, dass Überstunden - was ist das überhaupt? - und Tag- und Nachtarbeit nicht entsprechend vergütet wurden. Wozu dann diese Schinderei? Mögen sich die Arbeiter gefragt haben. Die Lage beruhigte sich allerdings wieder und der Bau konnte fortgesetzt werden.



An dieser Stelle ist es wichtig zu verstehen, dass der Streik vor der Errichtung des Erawan Schreines beendet wurde, zu einer Zeit, als noch nicht einmal die Rede davon war. Offensichtlich hatten sich die Bauherren und die Arbeiter gütlich geeinigt.

Trotz aller Schwierigkeiten und Zweifel, rechtzeitig zum Termin der UNO Konferenz im gleichen Jahr fertig zu werden, wurde der Chef-Bauleiter Polizei Major General M.L. Jare Suthat 1956 beauftragt, Konteradmiral Luang Suwicharnpat zwecks Festlegung eines glückverheißenden Einweihungstermins für das Erawan Hotel zu kontaktieren. Der Konteradmiral galt als Experte für fernöstliche Astrologie und wurde des öfteren für solche Aufgaben konsultiert.

Das geschah nicht etwa aus irgendeiner Not heraus, sondern entspricht uralter thailändischer Tradition, besonders wenn es um solch ein wichtiges Gebäude geht.

Das ursprüngliche Erawan Hotel

Diese nüchternen Fakten lassen sich auf der Webseite der Than Tao Mahaprom Foundation nachlesen, die auf legendenhafte Darstellungen verzichtet.


Es ging also ursprünglich um einen spirituell abgesegneten Termin für die Einweihung des Erawan Hotels.

Bei der Bestimmung dieses besonderen Datums machte Konteradmiral Luang Suwicharnpat eine Entdeckung mit Konsequenzen...

Fortsetzung folgt...

Samstag, 4. Juni 2011

Teil 4 - Der Erawan Schrein einmal anders - The Untold Story





Baubeginn im kalten Krieg

Wir schreiben das Jahr 1953. Der Korea-Krieg war gerade beendet worden und das Land geteilt. Die Franzosen kämpften ihre letzten Schlachten in Vietnam. Onkel Ho feierte erste Erfolge. Das seit 1949 kommunistische China drohte mit seiner Ideologie ganz Süd-Ost-Asien zu überrollen. Zumindest aus der Sicht der Amerikaner. General Eisenhower bastelte an seiner Domino-Theorie, nach der ein Staat nach dem anderen in dieser Region fallen würde, falls die Länder Vietnam, Birma, Laos, Kambodscha und Thailand nicht tatkräftig vom Westen unterstützt würden. Der kalte Krieg wurde immer heißer und die Amerikaner begannen über ihre Handelskammer in Bangkok Dollars nach Thailand zu pumpen. Die sogenannte Amerikanisierung Thailands begann.

Bangkok vor dem Bauboom

Die 1945 gegründete UNO suchte verzweifelt nach neuen Mitgliedsländern um diesen eine Plattform für friedliche Lösungen zu bieten. Thailand war bereits 1946 beigetreten und sollte endlich die Gelegenheit für ein aktives Zeichen erhalten. Auf Antrag der UNO erklärte sich Thailand 1953 bereit, im Jahre 1956 Gastgeber für eine internationale UNO-Konferenz zu sein.

Drei Jahre Zeit für den Bau einer geeigneten Konferenzstätte.

Die öffentliche Ausschreibung 1953 blieb unbeantwortet. Kein Unternehmer in Thailand war bereit, seinen Kopf für ein eventuelles Scheitern des Projektes hinzuhalten. Das Risiko schien wegen seiner politischen Brisanz zu groß zu sein. Weniger zynisch könnte man sagen, dass wohl kein Unternehmen in Thailand in der Lage war, solch ein Projekt durchzuführen.

Da Thailand aber schon offiziell zugesagt hatte und das Gesicht nicht verlieren wollte, blieb nichts anderes übrig, als eine staatliche Firma mit zivilem Anschein für diesen Zweck zu gründen. 

Die Regierung rief 1953 eine Firma namens Thai United Hotel and Tour Co. Ltd mit Polizeigeneral Pao Sriyanont als Vorsitzenden des Aufsichtsrates ins Leben. Die anderen Aufsichtratsmitglieder gehörten zur creme de la creme der Schultersternträger.

Architekten lieferten ihre Entwürfe ab und, nachdem als gut befunden, wurde 1953 der Grundstein mit den üblichen Ritualen der weißen Schamanen gelegt. Der Name stand auch schon fest. Das Erawan Hotel. Ein verheißungsvoller und symbolträchtiger Name. Dieser weiße Elefant mit Lord Indra als Reiter bildet das Stadtwappen und ist der Patron Bangkoks.

Bauarbeiter ließen sich gleich in der Nähe rekrutieren. Sie hatten sich vor langer Zeit am Klong (Kanal) Saen Saep niedergelassen, besser gesagt, wurden dort 1820 unter Zwang angesiedelt. König Rama III brachte sie als Kriegsgefangene aus Laos mit. Diese Gemeinde hinter dem Elektronik- und Computerkaufhaus Pantip nennt sich heute noch Lan Chang Gemeinde. Lan Chang, der ehemalige Name für Laos.   

Zusätzlich wurden einige Bauleiter aus dem Westen eingeladen. Bauleiter, die sich später wünschten, diesen Job nie angenommen zu haben.

Oberflächlich gesehen hatte alles seine Ordnung. Es konnte eigentlich nichts mehr schiefgehen oder?

Fortsetzung folgt...

Freitag, 3. Juni 2011

Teil 3 - Der Erawan Schrein in Bangkok einmal anders - The Untold Story



Die Ausschreibung für das Erawan Hotel

Warum wurde das Erawan Hotel überhaupt gebaut? Und dann auch noch an diesem Ort in den damals Außenbezirken von Bangkok in ländlicher Gegend. Es gab dort zur Zeit der Ausschreibung im Jahre 1953 kein einziges Shopping Center und so gut wie gar keine Zerstreuungmöglichkeiten, sieht man einmal vom in der Nähe liegenden Royal Sports Club an der Ratchadamri Road ab. Ratchadamri bedeutet wörtlich übersetzt: „die Strasse des königlichen Verdikts“.

Das MBK, Paragon, das CentralWorld oder andere Kaufhäuser lagen noch in weiter Zukunft.

Der Siam Square, zur renommierten Chulalongkorn Universität gehörend, hatte noch Marktcharakter und war auf die Bedürfnisse der Studenten abgestimmt.

Der weiße Chedi im Wat Pathum Wanaram, Lotuswald-Tempel, war noch weithin sichtbar.

Der baumreiche Park des ländlichen Wohnsitzes der Königsfamilie, der Sra Pathum Palace, Lotusteich-Palast, war noch nicht eingeengt und lag noch nicht im Schatten von Hochhäusern.

Eine Einrichtung jedoch mag den Ausschlag für den Standort des Erawan Hotels gegeben haben. Das Royal Thai Police Headquarter mit Kasernen, Kadettenschule und Krankenhaus gleich gegenüber an der Ratchadamri Road mag Sicherheit versprochen haben.

Aber seit wann braucht ein Hotel die unmittelbare Nähe geballter Polizei-Präsenz?

Zur Beantwortung dieser Frage muss man den Zweck des Erawan Hotels kennen. Tourismus kann es nicht gewesen sein. Den gab es in den fünfziger Jahren des letzten Jahrhunderts noch nicht, geschweige denn die TAT, Tourist Authority of Thailand. Eine solche Investition in eine moderne Bettenburg für Gäste hätte sich nicht gelohnt und nicht gerechnet. 

Das Stadt- und Geschäftsleben spielte sich noch an der Thanon Charoen Krung, der ältesten Strasse Bangkoks, und ihren Seitenarmen, der Silom und Suriwongse Road, ab, sowie im Chinesenviertel an der Yaowarat Road und in deren engen Seitengassen.

Bangkok hatte noch keine Skyline im modernen Sinne. Nur die farbenfrohen Giebel der buddhistischen Tempeldächer und die Chedis gaben dem Horizont Konturen. 

Man schätzt die Anzahl der Hotelzimmer in Bangkok jener Zeit auf 800. Völlig ausreichend. Zu den renommiertesten Hotels gehörten das Rattanakosin Hotel, heute Royal Hotel,  an der Ecke Ratchadamnoen Road...



...und das Trocadero Hotel an der Suriwongse Road. 



Das damals schon legendäre Oriental Hotel erholte sich langsam von den Kriegswirren. Von den Japanern im zweiten Weltkrieg als Hauptquartier genutzt, war es von den Briten bombardiert worden. Der alte Glanz war noch nicht wieder hergestellt.

Man war sich einig, dass diese Hotels den Ansprüchen für einen gewissen geplanten Anlass nicht genügen würden. So kam es zu einer Ausschreibung, die erste von vielen Hürden, an denen das Projekt „Erawan Hotel“ zu scheitern drohte.

Gefragt wurde nach Bauherren, die in der Lage waren, ein Hotel mit modernen Konferenzräumen, zeitgemäßer Kommunikationstechnologie und Kur-Einrichtungen, die wir heute als „Wellness Center“ oder Spa bezeichnen zu errichten. 

Solche Baufirmen in Thailand zu finden, war fast aussichtslos, einfach weil die einheimische Erfahrung fehlte. Eines hatten sich die Thais allerdings vorgenommen, sie wollten der Welt zeigen, dass sie sehr wohl in der Lage waren, eine solche Stätte, die internationalen Ansprüchen genügt, zu bauen und auch zu betreiben. 

Woher kam der plötzliche Drang, sich zu beweisen?

Um diese Frage zu beantworten, muss man sich die globale politische Situation jener Zeit in Erinnerung rufen... 

Fortsetzung folgt...