Schlammspringer sind Fische, die überwiegend
an Land leben. Wie bitte? Was ist denn mit denen los? Hat die der Hafer
gestochen? Sind die total verrückt geworden?
Da geistig umnebelte Fische noch nicht von
Psychiatern und Psychologen wissenschaftlich untersucht wurden, man kann sich
mit ihnen ja schlecht unterhalten, geschweige denn therapieren, werden wir wohl
nie erfahren, warum Schlammspringer bevorzugt an Land umherschweifen anstatt
bequem im Wasser daher zu gleiten.
Lange Zeit lag der Verdacht nahe, dass es sich
hier um eine evolutionäre Übergangsform vom Wasser- zum Landtier handele.
Sozusagen eine Schöpfung des Devon-Zeitalters, als sich die Tiere auf den Weg
vom Wasser aufs Land machten. Damit wären sie ein Überbleibsel aus uralten
Zeiten, dem Devon vor 416 – 359 Millionen Jahren. Wassertiere halt, die es in
ihrer Entwicklung über die Äonen nicht zum Wirbeltier geschafft hatten.
Ist es nicht eine faszinierende romantische
Vorstellung, einer Spezies in die Augen zu schauen, die sich seit 400 Millionen
Jahren nicht verändert hat? Quasi in einer Übergangsform der Erdgeschichte
steckengeblieben ist? Ja, das ist faszinierend. Leider weiss man heute, dass
dem nicht so ist.
Die Schlammspringer (englisch: mudskipper)
sind nicht jünger oder älter als alle anderen Tierarten, die heute unseren
Planeten bevölkern. Sie leben in einer Nische der Natur, die heutzutage
äusserst gefährdet ist, den Mangrovenwäldern.
Ich musste 63 Jahre alt werden um diese
Kreaturen in der Natur zum ersten mal bestaunen zu können. Und zwar unweit von
Bangkok an der Küste des Golf of Siam und am Mündungsarm des Bang Pakon Flusses
in der Provinz Chachoengsao, südöstlich von Bangkok. Weniger als eine
Autostunde von der thailändischen Metropole entfernt.
An einem Wochenende im April 2012, kurz vor
der Regenzeit, machten wir uns auf den Weg zum Baan Pla Loma (Delfin) Resort,
unweit der Mündung des Bang Pakon Flusses in den Golf of Siam.
Die Anlage liegt im Mangrovenwald. Die
Unterkünfte sind Boote auf dem Trockenen direkt am Wasser. Sehr zünftig aber
mit allem Komfort.
Von der Bootsreling aus schaut man auf den
schlammigen Mangrovenuntergrund hinunter. Dort wimmelt es nur so von Leben. Bei
Ebbe wuseln Tausende von farbigen Krebsen auf dem Schlick.
Wenn man sich an die verwirrende Vielfalt
gewöhnt hat, erspäht man plötzlich grosse Augen von Wesen, die Anstalten machen
an Land zu robben. Fische mit ballonartig aufgeplusterten Backen, die munter herumkrabbeln,
Löcher buddeln oder einfach nur still auf dem Schlick herumdösen. Eine
faszinierende für mich bisher unbekannte Welt.
Die Schlammspringer haben kein Problem auf dem Lande, solange es feucht ist. Sie haben nicht etwa Lungen sondern wie jeder Fisch Kiemen. Diese befinden sich in "Maultaschen", die sie an Land verschliessen, damit sie nicht austrocknen. Sauerstoff kann über die Haut oder in Körperbeuteln gespeichertem Wasser aufgenommen werden.