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Samstag, 4. Juni 2011

Teil 4 - Der Erawan Schrein einmal anders - The Untold Story





Baubeginn im kalten Krieg

Wir schreiben das Jahr 1953. Der Korea-Krieg war gerade beendet worden und das Land geteilt. Die Franzosen kämpften ihre letzten Schlachten in Vietnam. Onkel Ho feierte erste Erfolge. Das seit 1949 kommunistische China drohte mit seiner Ideologie ganz Süd-Ost-Asien zu überrollen. Zumindest aus der Sicht der Amerikaner. General Eisenhower bastelte an seiner Domino-Theorie, nach der ein Staat nach dem anderen in dieser Region fallen würde, falls die Länder Vietnam, Birma, Laos, Kambodscha und Thailand nicht tatkräftig vom Westen unterstützt würden. Der kalte Krieg wurde immer heißer und die Amerikaner begannen über ihre Handelskammer in Bangkok Dollars nach Thailand zu pumpen. Die sogenannte Amerikanisierung Thailands begann.

Bangkok vor dem Bauboom

Die 1945 gegründete UNO suchte verzweifelt nach neuen Mitgliedsländern um diesen eine Plattform für friedliche Lösungen zu bieten. Thailand war bereits 1946 beigetreten und sollte endlich die Gelegenheit für ein aktives Zeichen erhalten. Auf Antrag der UNO erklärte sich Thailand 1953 bereit, im Jahre 1956 Gastgeber für eine internationale UNO-Konferenz zu sein.

Drei Jahre Zeit für den Bau einer geeigneten Konferenzstätte.

Die öffentliche Ausschreibung 1953 blieb unbeantwortet. Kein Unternehmer in Thailand war bereit, seinen Kopf für ein eventuelles Scheitern des Projektes hinzuhalten. Das Risiko schien wegen seiner politischen Brisanz zu groß zu sein. Weniger zynisch könnte man sagen, dass wohl kein Unternehmen in Thailand in der Lage war, solch ein Projekt durchzuführen.

Da Thailand aber schon offiziell zugesagt hatte und das Gesicht nicht verlieren wollte, blieb nichts anderes übrig, als eine staatliche Firma mit zivilem Anschein für diesen Zweck zu gründen. 

Die Regierung rief 1953 eine Firma namens Thai United Hotel and Tour Co. Ltd mit Polizeigeneral Pao Sriyanont als Vorsitzenden des Aufsichtsrates ins Leben. Die anderen Aufsichtratsmitglieder gehörten zur creme de la creme der Schultersternträger.

Architekten lieferten ihre Entwürfe ab und, nachdem als gut befunden, wurde 1953 der Grundstein mit den üblichen Ritualen der weißen Schamanen gelegt. Der Name stand auch schon fest. Das Erawan Hotel. Ein verheißungsvoller und symbolträchtiger Name. Dieser weiße Elefant mit Lord Indra als Reiter bildet das Stadtwappen und ist der Patron Bangkoks.

Bauarbeiter ließen sich gleich in der Nähe rekrutieren. Sie hatten sich vor langer Zeit am Klong (Kanal) Saen Saep niedergelassen, besser gesagt, wurden dort 1820 unter Zwang angesiedelt. König Rama III brachte sie als Kriegsgefangene aus Laos mit. Diese Gemeinde hinter dem Elektronik- und Computerkaufhaus Pantip nennt sich heute noch Lan Chang Gemeinde. Lan Chang, der ehemalige Name für Laos.   

Zusätzlich wurden einige Bauleiter aus dem Westen eingeladen. Bauleiter, die sich später wünschten, diesen Job nie angenommen zu haben.

Oberflächlich gesehen hatte alles seine Ordnung. Es konnte eigentlich nichts mehr schiefgehen oder?

Fortsetzung folgt...

Freitag, 3. Juni 2011

Teil 3 - Der Erawan Schrein in Bangkok einmal anders - The Untold Story



Die Ausschreibung für das Erawan Hotel

Warum wurde das Erawan Hotel überhaupt gebaut? Und dann auch noch an diesem Ort in den damals Außenbezirken von Bangkok in ländlicher Gegend. Es gab dort zur Zeit der Ausschreibung im Jahre 1953 kein einziges Shopping Center und so gut wie gar keine Zerstreuungmöglichkeiten, sieht man einmal vom in der Nähe liegenden Royal Sports Club an der Ratchadamri Road ab. Ratchadamri bedeutet wörtlich übersetzt: „die Strasse des königlichen Verdikts“.

Das MBK, Paragon, das CentralWorld oder andere Kaufhäuser lagen noch in weiter Zukunft.

Der Siam Square, zur renommierten Chulalongkorn Universität gehörend, hatte noch Marktcharakter und war auf die Bedürfnisse der Studenten abgestimmt.

Der weiße Chedi im Wat Pathum Wanaram, Lotuswald-Tempel, war noch weithin sichtbar.

Der baumreiche Park des ländlichen Wohnsitzes der Königsfamilie, der Sra Pathum Palace, Lotusteich-Palast, war noch nicht eingeengt und lag noch nicht im Schatten von Hochhäusern.

Eine Einrichtung jedoch mag den Ausschlag für den Standort des Erawan Hotels gegeben haben. Das Royal Thai Police Headquarter mit Kasernen, Kadettenschule und Krankenhaus gleich gegenüber an der Ratchadamri Road mag Sicherheit versprochen haben.

Aber seit wann braucht ein Hotel die unmittelbare Nähe geballter Polizei-Präsenz?

Zur Beantwortung dieser Frage muss man den Zweck des Erawan Hotels kennen. Tourismus kann es nicht gewesen sein. Den gab es in den fünfziger Jahren des letzten Jahrhunderts noch nicht, geschweige denn die TAT, Tourist Authority of Thailand. Eine solche Investition in eine moderne Bettenburg für Gäste hätte sich nicht gelohnt und nicht gerechnet. 

Das Stadt- und Geschäftsleben spielte sich noch an der Thanon Charoen Krung, der ältesten Strasse Bangkoks, und ihren Seitenarmen, der Silom und Suriwongse Road, ab, sowie im Chinesenviertel an der Yaowarat Road und in deren engen Seitengassen.

Bangkok hatte noch keine Skyline im modernen Sinne. Nur die farbenfrohen Giebel der buddhistischen Tempeldächer und die Chedis gaben dem Horizont Konturen. 

Man schätzt die Anzahl der Hotelzimmer in Bangkok jener Zeit auf 800. Völlig ausreichend. Zu den renommiertesten Hotels gehörten das Rattanakosin Hotel, heute Royal Hotel,  an der Ecke Ratchadamnoen Road...



...und das Trocadero Hotel an der Suriwongse Road. 



Das damals schon legendäre Oriental Hotel erholte sich langsam von den Kriegswirren. Von den Japanern im zweiten Weltkrieg als Hauptquartier genutzt, war es von den Briten bombardiert worden. Der alte Glanz war noch nicht wieder hergestellt.

Man war sich einig, dass diese Hotels den Ansprüchen für einen gewissen geplanten Anlass nicht genügen würden. So kam es zu einer Ausschreibung, die erste von vielen Hürden, an denen das Projekt „Erawan Hotel“ zu scheitern drohte.

Gefragt wurde nach Bauherren, die in der Lage waren, ein Hotel mit modernen Konferenzräumen, zeitgemäßer Kommunikationstechnologie und Kur-Einrichtungen, die wir heute als „Wellness Center“ oder Spa bezeichnen zu errichten. 

Solche Baufirmen in Thailand zu finden, war fast aussichtslos, einfach weil die einheimische Erfahrung fehlte. Eines hatten sich die Thais allerdings vorgenommen, sie wollten der Welt zeigen, dass sie sehr wohl in der Lage waren, eine solche Stätte, die internationalen Ansprüchen genügt, zu bauen und auch zu betreiben. 

Woher kam der plötzliche Drang, sich zu beweisen?

Um diese Frage zu beantworten, muss man sich die globale politische Situation jener Zeit in Erinnerung rufen... 

Fortsetzung folgt...

Donnerstag, 2. Juni 2011

Teil 2 - Der Erawan Schrein in Bangkok einmal anders - The Untold Story


Basisfakten

Ein Urlauber, der zum ersten Male Thailand bereist, im Erawan Schrein in Bangkok dem Treiben zuschaut und einen Blick auf die überraschend kleine Statue wirft, mag geneigt sein, diese für eine Darstellung Buddhas zu halten. Etwas verfremdet zwar, da sie vier Gesichter und acht Arme hat, aber Thailand ist ja schliesslich ein buddhistisches Land, oder?

Erst, wer sich im Nachhinein etwas eingehender damit beschäftigt, oder wer gar mit der hinduistischen Symbolik vertraut ist, erfährt, dass dem nicht so ist. 

Die Figur im Erawan Schrein stellt Lord Brahma den Schöpfer dar, oder Phra Phrom, wie ihn die Thais nennen. Er ist Bestandteil der hinduistischen Göttertrilogie, Brahma der Schöpfer, Vishnu der Erhalter und Shiva der Zerstörer. Als Einheit repräsentieren sie den ewigen Kreislauf allen Seins. Manchmal in einer einzigen Figur, der Trimurti, vereint.

Der Schrein selber ist nach dem Hotel benannt, dem er gewidmet war, dem Bangkok Erawan Hotel. Es existiert nicht mehr und ist dem Bangkok Grand Hyatt Erawan Hotel gewichen.

Auch der Name Erawan entbehrt nicht tieferer Bedeutung. Gemeint ist der heilige 33-köpfige Elefant, das Reittier und der Begleiter von Lord Indra, dem König der Götterwelt. Erawan wird einfachheitshalber mit nur drei Köpfen dargestellt.

Der offizielle Kompagnon von Lord Brahma ist zwar eine Gans, oder veredelt ein Schwan, aber Widersprüche sind ein fester Bestandteil der Traditionen in Thailand.

Die Figur geniesst den Ruf, Wünsche zu erfüllen. Diese werden mit dem Versprechen geäussert, bei Erfüllung einen Elefanten, Erawan, und einen anmutigen Tanz zu spendieren. 

Bewaffnet mit diesem Basiswissen wird in den Folgebeiträgen die Vergangenheit dieses sicherlich bemerkenswerten Schreins aufgerollt. Eine Vergangenheit, in der Verzweiflung, Missmanagement, Politik, der kalte Krieg, "das Gesicht wahren", Lynchjustiz, Animismus, Astrologie und thailändische Tradition eine Rolle spielen. Stoff genug für eine faszinierende Geschichte, gegen die die Legende verblasst.

Fortsetzung folgt...

    

Mittwoch, 1. Juni 2011

Teil 1 - Der Erawan Schrein in Bangkok einmal anders - The Untold Story



Einleitung

„Gesegnet seiest du Phra Phrom. Bitte erhöre mich und lasse deine unermessliche Güte walten. Mögest du mir einen reichen Farang in den Schoss legen. Ich gelobe, ihn zu hegen und zu pflegen. Ein großer Erawan aus Holz und ein lieblicher Tanz der Nymphen wird mein Dank an dich sein.“



So oder ähnlich mögen die Gedanken der knienden Verehrerinnen an diesem Ort lauten, dem Erawan Schrein an einer der belebtesten Kreuzungen Bangkoks gelegen, der Ratchaprasong Intersection.

Der offiziell gepflegten Legende nach häuften sich tödliche Unfälle beim Bau des Erawan Hotels und ein Lieferengpass für Marmor und andere Materialen drohte die Fertigstellung zu verzögern, sodass eine anberaumte internationale Konferenz hätte abgesagt werden müssen. Ein Gesichtsverlust ohne gleichen für Thailand. Ein beauftragter namhafter Astrologe stellte fest, dass das Datum der Grundsteinlegung unglücklich gewählt war. Als Wiedergutmachung und Ausgleich für das Übel schlug er die Errichtung eines Schreines vor. Danach hörten die Unfälle auf und der Bau des Erawan Hotels schritt zügig voran. Die Konferenz fand zum vorgegebenen Datum statt. Seitdem genießt der Schrein den Ruf, den Fürbittern Schutz zu gewähren und Wünsche zu erfüllen.

Er gehört zum globalen Wissen, zumindest unter den Leuten, die einmal etwas über Bangkok gelesen oder die Stadt gar besucht haben. Und das sind Abermillionen. Für Besucher aus China, Taiwan, Singapur, Korea, Japan, Malaysia und Vietnam ist der Schrein Bestandteil der gelebten Traditionen. Thais, Burmesen, Laoten, und Khmers teilen sich die Legende in brüderlicher und schwesterlicher Zuneigung zu Phra Phrom, wie sie die Statue nennen. Für manche Touristen aus dem Westen ist die Legende Ausdruck einer faszinierenden Exotik, deren märchenhafter Darstellungsweise sie nur allzu gerne folgen, weil ihre rationale Welt mittlerweile sehr arm an solchen Wundern ist. In keiner Touristen-Broschüre über Bangkok bleibt der Erawan Schrein und seine Legende unerwähnt. Das „world-wide-web“ antwortet mit hunderttausenden Einträgen bei der Suche nach „erawan shrine“.

Warum also schon wieder ein Beitrag über den Erawan Schrein? Was gibt es da noch zu erzählen?

Die Antwort ist: nichts, was die Legende betrifft, aber alles, was die Fakten, den Hintergrund der Errichtung des Erawan Schreins und seine verwunderliche Entwicklung in den Köpfen der Menschen anbelangt.

Fortsetzung folgt...