Der Bau des Erawan Hotels
Es wurden Stimmen laut, die den Standort nicht gerade als glücklich gewählt betrachteten.
Zum einen war und ist es königlicher Grund und Boden. Ein völlig untraditionelles Gebäude im modernen westlichen Stil auf diesem Stück Land? Unmöglich!
In Bangkok verehrte Bäume mussten gefällt werden. Der in dieser Gegend einst weitverbreitete „Rain Tree“, Samanea Saman, spendete überall wohltuenden Schatten.
Der früher in Bangkok weitverbreitete "rain tree"
Zu guter Letzt, und wohl das wichtigste Gegenargument aus Thaisicht, wurden einst zum Tode Verurteilte an diesem Ort öffentlich hingerichtet. Deren herumirrende Geister hatten sicherlich nichts Gutes im Sinn.
Fast das gesamte Baumaterial und besonders die Inneneinrichtungen mussten von Übersee eingeführt werden. Genauso wie zu Rama V Zeiten (1868 – 1910), als in der damaligen Innenstadt Bangkoks hochherrschaftliche staatliche Gebäude und Paläste, entworfen von europäischen Architekten, hochgezogen wurden. Jetzt im Jahre 1953 war das immer noch eine logistische Herausforderung.
Als Chef-Bauleiter wurde der Polizei Major General M.L. Jare Suthat ernannt. Heerscharen von Bauarbeitern wurden angeheuert. Zum Teil rekrutierten sie sich aus der Lan Chang Gemeinde gleich in der Nähe sowie der Muslimgemeinde rund um das heutige Jim Thompson Haus herum. Auch sie kamen als Kriegsgefangene, allerdings aus Kambodscha, hier an den Klong Saen Saep. Weitere Trupps aus dem Isan kamen hinzu. Das bunte Gemisch auf den Baustellen sieht heute nicht anders aus.
Je weiter der Bau voranschritt um so offensichtlicher wurden die Probleme. Die Technologie und der geforderte Qualitätsstandard für das Konferenzhotel waren diesen Wander- und Gelegenheitsarbeitern völlig unbekannt. Das große Wurschteln begann. Sozusagen: „learning by doing“ mit allen dazugehörigen Fehlschlägen. Ständig mussten Schlampereien ausgebügelt werden.
Eine Schiffsladung mit italienischem Marmor kam nie an, anderes Material verschwand in dunklen Kanälen. Der Konferenztermin rückte immer näher. Der Druck auf die Bauarbeiter wuchs, da vermutlich Tag und Nacht gearbeitet wurde. Unfälle häuften sich, einige verliefen tödlich. Es darf aber davon ausgegangen werden, dass diese sich im normalen Rahmen bewegten. Selbst 2004/2005 beim Bau des Paragon an der Rama I Road, gleich an der Siam BTS Station, gab es Tote und viele Verletzte. Die wirkliche Zahl der Opfer und deren Namen fanden nie den Weg in die Medien. Nicht erwähnenswert. Damit muss man rechnen, so die Einstellung der Einheimischen.
Die militärisch hochrangigen Herren Direktoren sorgten für den nötigen Druck von oben. Manch professioneller Bauleiter aus dem Ausland mag im Angesicht der "Baukunst" dieser ungelernten Arbeiter kurz vor dem Nervenzusammenbruch gestanden haben. Wer jemals in Thailand einen Hausbau mit europäischen Ansprüchen finanziert und beaufsichtigt hat, kann sicherlich mitfühlen.
Der Stress nahm überhand, zuviel ging schief, und im Jahr 1956, dem Jahr der UNO Konferenz, streikte ein Grossteil der Arbeiter. Der legendenhaft überlieferte Grund für den Streik war der Aberglaube der Bauarbeiter vom Lande, die davon überzeugt gewesen seien, dass böse Geister ihre Finger im Spiel hätten.
Vermutlich steckt darin sogar ein Teil der Wahrheit. Es ist aber nicht abwegig anzunehmen, dass Überstunden - was ist das überhaupt? - und Tag- und Nachtarbeit nicht entsprechend vergütet wurden. Wozu dann diese Schinderei? Mögen sich die Arbeiter gefragt haben. Die Lage beruhigte sich allerdings wieder und der Bau konnte fortgesetzt werden.
An dieser Stelle ist es wichtig zu verstehen, dass der Streik vor der Errichtung des Erawan Schreines beendet wurde, zu einer Zeit, als noch nicht einmal die Rede davon war. Offensichtlich hatten sich die Bauherren und die Arbeiter gütlich geeinigt.
Trotz aller Schwierigkeiten und Zweifel, rechtzeitig zum Termin der UNO Konferenz im gleichen Jahr fertig zu werden, wurde der Chef-Bauleiter Polizei Major General M.L. Jare Suthat 1956 beauftragt, Konteradmiral Luang Suwicharnpat zwecks Festlegung eines glückverheißenden Einweihungstermins für das Erawan Hotel zu kontaktieren. Der Konteradmiral galt als Experte für fernöstliche Astrologie und wurde des öfteren für solche Aufgaben konsultiert.
Das geschah nicht etwa aus irgendeiner Not heraus, sondern entspricht uralter thailändischer Tradition, besonders wenn es um solch ein wichtiges Gebäude geht.
Das ursprüngliche Erawan Hotel
Diese nüchternen Fakten lassen sich auf der Webseite der Than Tao Mahaprom Foundation nachlesen, die auf legendenhafte Darstellungen verzichtet.
Es ging also ursprünglich um einen spirituell abgesegneten Termin für die Einweihung des Erawan Hotels.
Bei der Bestimmung dieses besonderen Datums machte Konteradmiral Luang Suwicharnpat eine Entdeckung mit Konsequenzen...