Mit freundlicher Genehmigung des Autors wird dieser Jahresrückblick 2011 bald im "Wochenblitz" erscheinen, einer beliebten deutschsprachigen Zeitung in Thailand.
Wochenblitz Thailand
Erstaunliches Thailand: Jahresrückblick 2011
Thailand ist ein erstaunliches Land. Ein kleiner Rückblick auf die bizarrsten Meldungen des vergangenen Jahres. Die ausgewählten Meldungen sind alle wahr, auch wenn man auf die Idee kommen könnte, Artikel in einer Satirezeitschrift zu lesen: Amazing Thailand.
Ein Video von Khemmikka Na Songkhla wurde internationale Aufmerksamkeit entgegen gebracht. Die Inhaberin eines Schönheitssalons demonstrierte, wie die Brüste von Frauen mit Hilfe von Schlägen vergrößert werden können. Das Gesundheitsministerium genehmigte diese Methode und bestätigte, dass dies eine echte Alternative zu den üblichen Brustvergrößerungs-OPs sei. Für Frauen sollten Kurse eingerichtet werden, damit der „Auf-die-Brüste-hau-Service“ nicht nur in einem einzigen Salon angeboten wird.
41 Flugbegleiteter von Thai Airways International verklagten ihre Arbeitgeberin, weil sie der Meinung waren, diskriminiert zu werden. THAI behauptete, die 41 Frauen und Männer seien zu dick zum Fliegen und müssten zum Bodenpersonal abkommandiert werden. Der Body Mass Index von Stewardessen dürfe 25 nicht überschreiten, der Umfang der Taille müsse unter 81 Zentimeter bleiben. Ein Sprecher der Fluggesellschaft erklärte, Dicke seien träge und könnten bei Notfällen nicht schnell genug helfen.
Seit letztem Jahr weiß man, dass man Russisches Roulette auch zu zweit spielen kann: Ein Mann betrachtete seinen schlafenden Kumpel und entdeckte einen Revolver an dessen Gürtel. Er nahm ihn in die Hand und nahm bis auf zwei alle Patronen heraus. Zuerst hielt er die Waffe an seinen Kopf und drückte ab. Die Kammer war leer. Danach zielte er auf seinen schlafenden Kumpel. Eine dritte Runde gab es nicht.
Einen Fall von Glücksspiel gab es auch in Ayutthaya, dort wurde die erste Erotik-Lotterie Thailands gegründet. Die Lose kosteten je 30 Baht, der Gewinner durfte sich die Begleitung für eine Nacht aus einem Katalog aussuchen, in dem Prostituierte abgebildet waren.
Als 431 Schildkröten und andere ausgewählte Reptilien vom Zoll in vier Koffern auf dem Flughafen Suvarnabhumi entdeckt wurden, galt dieser Fund nur wegen der Vielzahl der Tiere als ungewöhnlich, denn täglich werden Tiere geschmuggelt. Die Behörden am Flughafen staunten trotzdem, als bei einem anderen Fund im Gepäck eines Passagiers „Erstaunliches“ zu Tage kam: zwei Leoparden, zwei Panther, ein Bär und zwei Affen.
Auch im Knast hat Schmuggel Hochkonjunktur, vor allem, was die Versuche anbelangt, Handys ins Gefängnis zu schmuggeln. Die Telefone werden mit Raketenwerfer über die Gefängnismauern geschossen, in Modellhubschraubern transportiert (einer stürzte ab, weil er überladen war) – oder im Allerwertesten von Häftlingen. Die Gefängniswärter wurden darauf aufmerksam, als das Handy im falschen Moment klingelte.
Ein 30 Jahre alter Brite wurde angeklagt, weil er seine thailändische Ehefrau ermordet haben soll. Als Grund gab er an, dass sie bei einem Streit seine Modellsammlung von Star Wars Spielzeugen zerstörte. Als sie Hand an Darth Vader legte, erdrosselte er seine Frau aus Notwehr.
Das Kulturministerium sorgte – wie jedes Jahr – ebenfalls für Schlagzeilen. Hatten doch drei Teenagerinnen während der Songkran-Feierlichkeiten in Bangkok gewagt, auf einer Partymeile oben ohne zu tanzen. Die Mädchen wurden verdammt und mussten sich entschuldigen. Kurz darauf zirkulierten Bilder der offiziellen Webseite des Kulturministeriums im Netz: am oberen Rand der Webseite waren drei junge Damen auszumachen – oben ohne. Zerknirscht wechselte das Ministerium das Bild aus.
Ein Mönch posierte beim Planking und musste dafür büßen: Das Kulturministerium erklärte Planking als „un-thai“, der Mönch wurde identifiziert und aus dem Mönchsorden ausgestoßen. Thais wurden gewarnt, sich auf keinen Fall schlechten ausländischen Einflüssen wie Planking hinzugeben.
Denn sie wissen nicht, was sie tun auch in Chiang Mai. Dort zogen Schulmädchen SS-Uniformen an und marschierten mit Hakenkreuzflaggen auf dem Schulgelände umher. Nach Protesten entschuldigte sich die Schulleitung: Man hätte nicht gewusst, was die Schulmädchen vorhätten, außerdem wüssten die Schülerinnen nicht, dass Nazis negative Erinnerungen in der Weltgemeinschaft wecken.
Auch der 61 Jahre alte „Onkel SMS“ wusste offensichtlich nicht, was er tat, als er vier SMS an die damalige Regierung schickte und dafür wegen Beleidigung der höchsten Institution zu insgesamt 20 Jahren Haft (fünf Jahre pro SMS) verurteilt wurde.
Ein Abgeordneter der Demokratischen Partei erschoss einen politischen Widersacher auf der Toilette einer Tankstelle und ging auf Nummer sicher: er streckte sein Opfer mit acht Kopfschüssen nieder. Zeugen beobachteten den Vorfall, Überwachungskameras filmten den Täter. Die Polizei ist vorerst machtlos, weil er politische Immunität genießt. Der Vater des Täters wurde nach dem Vorfall am Tatort gesichtet, dort schüchterte er potentielle Augenzeugen ein.
Das absolute Highlight des vergangenen Jahres war aber sicherlich der Einbruch in das Bangkoker Haus des Generalsekretärs im Transportministerium: Der Politiker hatte in seinem Haus zwischen 200 Millionen und einer Milliarde Baht in bar gelagert. Die genaue Höhe des Betrages und die Herkunft des Geldes ist ungeklärt, es könnte sich laut Polizei und Behörden jedoch um Schmiergeld handeln. Der Generalsekretär verlor seinen Job und behauptete, nur fünf Mio. Baht seien gestohlen worden, obwohl die Polizei rund 20 Mio. Baht bei einigen der Täter beschlagnahmte. Es handelt sich hier um eine Spielart des perfekten Verbrechens: Die Täter schlagen zu und das Opfer will aus Angst vor polizeilicher und behördlicher Verfolgung nicht eingestehen, dass es überhaupt ein Verbrechen gab.
Nicht so perfekt und daher nicht gelohnt hat sich dagegen der Einbruch eines Flutopfers in das Haus eines anderen Flutopfers: Der Täter stahl 25 Paar Schuhe im Wert von rund 6000 Baht, wurde gefasst und zu 18 Monaten Haft verurteilt.
Tja, und dann waren da noch die Leutchen, die bei der letzten Mondfinsternis auf den Erdtrabanten geschossen haben. Auf dem Mond gab es keine Verletzten, dafür aber auf dem Planet Erde, durch Querschläger verursacht.