Lasst keine Tiere ins Parlament
Die PAD, People’s Alliance for Democracy, war einmal eine riesige Volksbewegung, die sich in der Zeit von 2005 bis September 2006 gegen den damaligen Premier Thaksin Shinawatra und von 2007 bis Ende 2008 gegen seine Nachfolger Samak Sundaravej und Somchai Wongsawat richtete. Anfänglich brachte sie während der „Montagsdemonstrationen“ Zehntausende von Anhängern auf die Strasse und legte jede Woche die verkehrsreiche Ratchaprasong-Kreuzung und ihre Zufahrtsstrassen lahm. Ihr äusseres Erkennungszeichen war und ist ein gelbes Polohemd oder T-Shirt. Gelb, die Farbe des Königs.
Der Protest der PAD gipfelte 2008 in der Besetzung, Plünderung und Verwüstung des Regierungsgebäudes und der Verwandlung des Geländes in einen Jahrmarkt, Blockierung der Eingänge zu den Flughäfen in Krabi, Hat Yai und Phuket und schliesslich in der Besetzung des internationalen Flughafens Suvarnabhumi in Bangkok. Don Muang, der alte Flughafen und nur noch für Inlandflüge benutzt, wurde ebenfalls belagert.
Die Thais und die Welt fragten sich, wer Polizei und Militär daran hinderte, diesem lange anhaltenden Spuk ein Ende zu setzen. Spätestens bei der „geduldeten“ Besetzung des Flughafens Suvarnabhumi wurde auch dem Dümmsten klar, dass die Macht in Thailand nicht von einer demokratisch gewählten Regierung ausgeht. Das Schlagwort von der „Dritten Hand“ machte die Runde.
Die PAD beendete die Demonstrationen und Besetzungen von öffentlichen Institutionen erst, nachdem die Regierungspartei per Gerichtsbeschluss verboten und das Parlament aufgelöst wurde. Der bis dahin angerichtete wirtschaftliche Schaden war immens.
Die Gründerväter, Sondhi Limthongkul, ein Medienmogul, und General Chamlong Srimuang, ein Asket und Mitglied der sehr konservativen buddhistischen Sekte Santi Asoke, waren beide einmal Partner und Berater von Thaksin Shinawatra, bevor sie beschlossen, sich gegen ihn zu stellen.
Die PAD, als Wegbereiter für die jetzige vom Volk nicht gewählte Regierung, wiederholt ihre eigene Geschichte. Sie stellt sich bei diesen Wahlen wieder einmal gegen einen ehemaligen Verbündeten, dieses Mal gegen die Regierungspartei der „Democrats“, überhaupt gegen alle politischen Parteien. Aber sie hat den grössten Teil ihrer Anhängerschaft verloren und stellt keine öffentliche Gefährdung mehr dar.
Die für den Zweck dieser Wahlen am 3. Juli gegründete Partei Puea Fa Din, Himmel und Erde, ruft zu einer Aufhebung, zumindest vorrübergehenden Aussetzung, des jetzigen parlamentarischen Systems zugunsten eines von oben eingesetzten Regierungskaders auf und fordert alle Urnengänger auf, keinen der Kandidaten zu wählen.
Das Wahlmotto der „Himmel und Erde“ Partei ist: „No Vote“.
Sie bedient sich dabei einer Methode, die in Thailand Empörung hervorruft, weil sie nicht dem Höflichkeitsideal in der Öffentlichkeit entspricht, nämlich die Gleichsetzung von Menschen mit Tieren.
Plakat der 1. Kampagne
Der Text auf den Plakaten lautet: „Lasst keine Tiere ins Parlament hinein.“
Diese abgebildeten Tiere haben in Thailand eine symbolische Bedeutung, die nicht unbedingt der des Westens entspricht. Ausserdem werden ihre Namen als Schimpfworte benutzt, deren Erwähnung zu ungesunden Reaktionen führen kann.
Der Wasserbüffel - Kwai...
...steht für Dummheit. Westliche Ausländer, die sich wie ein Elefant im Porzellanladen benehmen, werden von den Einheimischen gerne so bezeichnet. Besonders den Bargirls kommt dieser Ausdruck oft über die Lippen, wenn sie untereinander über ihre Kunden reden.
Der Waran – Hia...
...steht für teuflisch. „Hia“ ist eines der schlimmsten Schimpfworte, welches es in Thailand gibt. Nicht gerade seltene Reaktionen darauf sind spontaner Totschlag oder tödliche Vendetta.
Der Hund – Sunak...
...steht einerseits als Strassenköter mit gefletschten Zähnen für Aggression und andererseits als jemand, der ständig dummes Zeug redet und keine Taten folgen lässt. Einer solchen Person wird ein Hundemaul unterstellt.
Der Affe – Ling...
...steht für schnell, wendig, schlau und bösartig. Die Banane in seiner Hand deutet vermutlich darauf hin, dass er als Nimmersatt hinterhältig stiehlt, was er will.
Der Tiger...Suea
...gilt als unberechenbar und grausam. Ein Thaisprichwort lautet: „Schönes Gesicht aber das Herz eines Tigers“, was „Vorsicht“ vor diesem Tier bedeutet. Er gilt als so stark, dass er selbst bei landläufig unterstellter Faulheit alles bekommt, was er will.
Die Himmel und Erde Partei hütet sich davor, einen Hinweis zu geben, wer mit welchem Tier gemeint ist. Es ist dem Betrachter überlassen, seine Schlüsse zu ziehen, je nachdem, auf welcher Seite er steht.
Nachdem es Beschwerden zur ersten Kampagne gehagelt hatte, entschärfte die „Himmel und Erde“ Partei ihre Plakate ein wenig, fügte aber deutliche Hinweise hinzu, wer gemeint ist. Alle Plakate enthalten den Hinweis: „No Vote“.
Plakate der 2. Kampagne
Von links nach rechts:
Der Tiger und das Krokodil...
...stehen für ein Thai-Sprichwort: „Dem Tiger entronnen und dem Krokodil ins Maul.“ Die blaue Kleidung steht für die Democrat Party und die rote für die „Puea Thai Party. Die beiden Hauptkontrahenten in dieser Wahl.
Die zwei Wasserbüffel...
...besagen: „Keine leichte Wahl, weil beide schlau sind?“ Das ist natürlich ironisch gemeint.
Die beiden Personen...
...sind der im Exil lebende ehemalige Premier Thaksin Shinawatra und der jetzige Premier Abhisit Vejjajiva. Sie haben Beulen auf dem Kopf. Der Text bedeutet: „Der 3. Juli, der Tag um den Politikern eins aufs Dach zu geben.“
Das letzte Plakat...
...besagt: “Schließe dich unserem Protest gegen die Politiker an. Nicht notwendig zu kandidieren.“
Aller Voraussicht nach werden die „Gelbhemden“ bei diesen Wahlen so gut wie keine Rolle spielen.